Fibromyalgie
Als relevante Klassifikationskriterien der Fibromyalgie nach dem American College of Rheumatology, 1990, gelten:
- Ständige Muskel- und Sehnenschmerzen (Tendomyopathie) sowohl in Ruhestellung als auch in Bewegung, Substanz P in der Muskulatur sowie pathologische Veränderungen der Muskelfasern in Biopsien nachweisbar.
- Druckschmerz an mindestens 11 von 18 sog. Tender-points/Schmerz-Druckpunkte (ACR-Kriterien, 1990) mit kälterer Hautoberfläche als die umgebende Haut.
- Morgensteifheit, Kopfschmerzen, Migräne
- chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Schwindel
- Hyperhidrosis, Ödeme, Tachykardien und Arrhythmien
- Reynaud-Syndrom (kälteempfindlich), Paresthesien, Tremor, Tinnitus
- Trockenheit der Schleimhäute, subfebrile Temperaturen (37,5-38° C)
- Infektanfälligkeit, Entzündung der Rachenschleimhaut, Atemwegserkrankungen, Borrellia- und Candida-Infekte (Bradford RW, 2005)
- Dysmenorrhoe bzw. Amenorrhoe
- Als Diagnosemarker für Fibromyalgie kommen in Betracht:
- ANA-Profil bei rheumatischen Beschwerden oder Verdacht auf Kollagenosen
- Borrelien- und Candidadiagnostik
- hohe Antikörperwerte gegen Serotonin, Ganglioside, Phospholipide
- niedriger Serotoninspiegel
- niedrige Phosphocreatin- und ATP-Werte in der Muskulatur (Bengtsson A., Hendriksson KG, 1989)
- niedriges Calcitonin, Prostaglandine 2, L-Tryptophan, Histidin, Lysin und Threonin im Serum
- niedrige HGH- und IGF-1-Werte
- erhöhteres Prolaktin im Blut
- erhöhter Substanz P in Liquor und Muskulatur
- S-100 Hirnschrankenprotein im Blut nach Exposition gegen Schwermetalle, Biozide und Lösemittel
- erhöhter anorganische Phosphat (Pi)-, H+- und H2PO+-Werte in der Muskulatur (St. Amand RP, 1998)
- erhöhte Cortisolwerte im Abendstuhl und -urin
- erhöhte lösliche IL2-Rezeptor (sIL2R)-Antigene im Plasma
- Freie Radikale im Blut und Antioxidative Aktivität (AOA) im Plasma (Ionescu G, Weber D, Bradford RW, 2000)
Individuelle Therapiemaßnahmen
Erst nach Auswertung dieser Befunde kann man die notwendigen integrativen Behandlungsschritte mit individuellem Charakter einleiten.
In der Regel gehören zur Strategie der Klinik 5 Therapierichtlinien:
1. Die Verordnung entsprechender Ausleitungs- und Detoxverfahren (Entfernung von Dentallegierungen bei nachgewiesener Belastung, Chelatstoffe, biologische Mittel zur Steigerung der I. und II. Detoxphase in der Leber, den Nieren und dem Nervensystem, Hyperthermieanwendungen, Hydrocolontherapie, Toxin-Absorbers, Enzympräparate u. a.) (Ali M et al, 1999, Ionescu G. 2001, Ionescu JG, 2004)
2. Ein individueller hypoallergener und zusatzstofffreier Diätplan, der die festgestellten Intoleranzen berücksichtigt und mit Hilfe von Probiotika zum Aufbau einer physiologischen Darmflora beiträgt.
3. Die Kompensation der festgestellten Defizite an Antioxidantien, Fettsäuren, Aminosäuren, Spurenelementen und Vitamine mit Co-Enzym-Funktion (in Infusions- oder Kapselform)
4. Ein komplexes psychologisches Betreuungsprogramm mit Einzel- und Gruppengesprächen sowie Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga, Bio-Feedback u. a.
5. Empfehlungen für ein vom Untersuchungsergebnis abhängiges Sanierungsprogramm am Arbeitsplatz und zu Hause, das die Entfernung verschiedener Emissionsquellen berücksichtigt: Holzschutzmittel, Spanplatten, imprägnierte Teppichböden und Tapeten, Ledermöbel bzw. -kleidung, Wasch- und Desinfektionsmittel, Berufsallergene, Metallgeschirr/-besteck u. a.
Die positiven langfristigen Ergebnisse der Spezialklinik Neukirchen bei Umwelterkrankungen wie MCS, CFS und Fibromyalgie (Kauppi M, 1996, Ionescu JG, 2005) haben die Krankenkassen veranlasst, seit Jahren die Therapiekosten für diese Patienten zu übernehmen.